Deutsche Wirtschaft warnt vor „Protektionismus-Falle“
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), die Dachorganisation der AHK, plädiert in einem Positionspapier (DE, PDF) gegen einen zunehmenden Protektionismus in der Corona-Krise und für den freien Handel.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), die Dachorganisation der AHK, plädiert in einem Positionspapier (DE, PDF) gegen einen zunehmenden Protektionismus in der Corona-Krise und für den freien Handel. Wir fassen die wichtigsten Punkte für Sie zusammen.
Freier Handel ist für Deutschland essenziell:
- Jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt am Export, in der Industrie sogar jeder zweite.
- Rund die Hälfte aller deutschen Güterimporte und -exporte sind Vorprodukte, über 20% des Mehrwerts der deutschen Güterexporte machen Importe aus.
- Deutschland ist einer der größten Profiteure des Welthandels mit jährlichen Einkommensgewinnen dank Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) in Höhe von 66 Mrd. US-Dollar.
Corona-Krise schlägt durch:
- Fast 80% der Betriebe in Deutschland erwarten für 2020 Umsatzeinbrüche.
- Laut dem AHK World Business Outlook rechnen 83% der deutschen Unternehmen im Ausland mit starken Umsatzverlusten, 15% sogar mit mehr als einer Umsatzhalbierung.
- Nahezu alle Exportmärkte stehen unter Druck. So sind die deutschen Exporte in die EU laut Exportstatistik trotz einer Erholung im Juni im 1. Halbjahr 2020 um 14,3% gefallen, die nach Russland um 13,7%.
Folgen für die Weltwirtschaft:
- Der grenzüberschreitende Personenverkehr ist stark eingeschränkt, auch der Güterverkehr ist betroffen. Lieferketten werden unterbrochen und müssen neu aufgebaut werden. 17% der Industrieunternehmen suchen Hersteller für ihre dringend benötigten Vorprodukte in Deutschland oder anderen Ländern.
- In vielen Ländern wird der Ruf nach Lokalisierungszwängen lauter, um die heimische Wirtschaft zu schützen. Durch zahlreiche Corona-Rettungsmaßnahmen wird der Staat weltweit zu einem wichtigeren Wirtschaftsakteur. Die Corona-Krise droht, zur Protektionismusfalle zu werden.
Wege aus der Corona-Krise:
- Dem Protektionismus ist entgegenzutreten. Er ist kein Ersatz für Krisenvorsorge. Die G20-Staaten sollten sich dazu verpflichten, keine neuen Zölle einzuführen. Europa muss einsehen, dass es sich selbst schützt, wenn es sich für den regelbasierten Welthandel einsetzt.
- Die Offenheit für Investitionen muss gewahrt bleiben. Die Staaten können nicht dauerhaft die Wirtschaft finanzieren. Daher wird ausländisches Kapital in Zukunft eine noch wichtigere Rolle als Investitionsquelle spielen.
- Die Staaten müssen den grenzüberschreitenden Waren- und Personenverkehr gewährleisten.
- Die internationale Arbeitsteilung darf nicht für eine „Rückbesinnung“ auf nationale Produktionen aufgegeben werden. Chancen einer weiteren Diversifizierung der Handels- und Produktionspartner über die Ländergrenzen hinweg sind noch nicht ausgereizt.
- Die EU muss ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und widerstandsfähiger gegen Einmischungen von außen werden. Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft könne darauf hinwirken, die europäische Führungsrolle in globalem Maßstab zu stärken.